Lange haben Dominik Porschen und ich überlegt, was genau Spoil doch! eigentlich ist. Am Donnerstagabend empfängt der YouTuber, der für mich ein enger Freund geworden ist, seine Filmlounge-Community im Filmpalast Köln. Zum ersten Mal reflektiert er ausgiebig sein Leben als Filmkritiker und Filmliebhaber – und würzt das ganz mit Stand Ups, an denen er mit Comedyautor Tobi Baumann („Pastewka“) und mir seit über einem Jahr gearbeitet hat.
Aber wie gesagt: Die Stand Ups sind nur die Würze. Vielmehr feiert Dominik zwei Stunden lang das Kino in all seinen Aspekten. Wir sind gespannt, wie dieses ganz besondere Konzept, an dem wir lange gefeilt haben, ankommen wird.
Und was genau ist es nun? Wir denken, den perfekten Begriff gefunden zu haben: Spoil doch! ist die erste Cine Latenight-Show. Und hoffentlich nicht die letzte.
Spoil doch! 19. April 2018, 20 Uhr, Filmpalast Köln.
Der schönste (und mit Abstand erfolgreichste) Horrorfilm des Jahres wurde von Dominik Porschen und mir analysiert. Das Video ist nicht ganz aktuell, doch es darf in meiner kleinen Analyse-Sammlung nicht fehlen.
Ich habe meinem Freund Dominik Porschen dabei geholfen, sich ein wenig unbeliebt zu machen. Im Gegensatz zu vielen Kritikern mochten wir den neuen WONDER WOMAN-Film weniger und meinen, auch gute Gründe dafür zu haben. Die haben wir zusammengefasst – und Dominik trägt sie gewohnt sympathisch vor.
Dominik und ich haben uns zu ARRIVAL Gedanken gemacht – der Film, der mich in diesem Jahr bisher am meisten begeistert hat (aber was soll in diesem Jahr schon noch kommen, was ARRIVAL in den Schatten stellen könnte. ROGUE ONE sicher nicht).
Wir haben in der aktuellen Filmlounge-Spoilerecke einmal den Versuch unternommen, die unglaublich clevere Pointe des Films zu entschlüsseln.
Trotz des Videotitels würde ich „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“, nicht als wirklich langweilig bezeichnen. In der magischen Version des New Yorks der 20er Jahre verbringt man gerne zwei Stunden. Trotzdem denke ich, dass in dem Film ein deutlich besserer Film verborgen ist, als den, den man zu sehen bekommt (wohl, weil er wie so viele Blockbuster heute nicht eigenständig gesehen wird sondern gleich als Vorläufer für den nächsten Film). Dominik und ich haben in der Filmlounge den Versuch unternommen, diesen „verborgenen Film“ freizulegen.
Meine Filmanalysen werden jetzt quasi verfilmt. Seit ein paar Wochen darf ich für den YouTube-Kanal Filmlounge ins Kino gehen und gemeinsam mit Dominik Porschen Analysen schreiben, die er dann in die Kamera spricht. Ich stehe derweil dahinter und passe auf, dass er keinen Unsinn redet.
Meine bisherigen Lieblinge sind eine Analyse zum wunderbaren Marvel-Film Doktor Strange. Und ein Stop Motion-Special zum nicht weniger wunderbaren Stop Motion-Film Kubo:
JURASSIC WORLD ist ein Film von einer trashiger Brillanz, wie sie seit Paul Verhoevens STARSHIP TROOPERS nicht mehr im Blockbuster-Kino gesehen wurde. Es handelt sich um einen erstaunlichen Kamikaze-Film: Ihre Botschaft ist den Filmemachern so wichtig, dass sie bereit sind, die eigene Story, die Logik und die Figuren dafür zu opfern.
Das Portal zur JURASSIC WORLD – gefertigt aus dem Holz von 1993.
Doch was ist die Botschaft?
Ganz am Anfang sehen wir im wie geschmiert laufenden Freizeitpark JURASSIC WORLD einen Parkmitarbeiter, der ein Vintage-JURASSIC PARK-Shirt trägt, das mit 22 Jahren genau so alt ist wie der Originalfilm von Steven Spielberg. Der Mitarbeiter schwärmt, dass damals im JURASSIC PARK noch alles echt und magisch und wundersam gewesen sei. Der neue Park sei nur auf Kommerz aus – die Saurier könnten auch gleich Markennamen erhalten und etwa Pepsisaurus heißen. Auf der Metaebene sagt uns Regisseur Colin Trevorrow: „Der Originalfilm ist unantastbar und perfekt. Diesen Film hier gibt es dagegen nur, weil wir in Hollywood Kommerzschweine sind und ihr da draußen nach immer mehr verlangt.“
Tatsächlich ist zu Beginn in beinahe jeder Sekunde die Liebe der Filmemacher zum Originalfilm zu spüren. Wir bereisen den Park, hören John Williams Musik und erleben das perfekte JURASSIC PARK-Feeling, das uns 1993 eingenommen hat. Ich selbst war 12 Jahre alt, als JURASSIC PARK im Kino lief, war verzaubert von der Magie des Films und aufgepeitscht durch seine Spannung. JURASSIC WORLD hat es tatsächlich geschafft, mich in den ersten Minuten wieder in meine Kindheit zurückzuversetzen. (Selbst Mr. DNA taucht wieder auf!)
Auch Mr. DNA feiert sein Comeback in JURASSIC WORLD.
Doch der Film opfert sich im Folgenden selbst für seine These. Um den Parkbesuchern mehr Sensation zu bieten, züchten die JURASSIC WORLD-Wissenschaftler einen Hybriden, der weder zu kontrollieren noch in seiner wahnwitzigen Existenz ernst zu nehmen ist. Eine Freak-Kreatur, die durch den Park flaniert und Saurier und Menschen tötet. Als „Indominus Rex“ einen Brachiosaurus tötet, der hochdramatisch in den Armen der Hauptfiguren stirbt, ist die Botschaft klar: Die Freak-Kreatur macht die magische JURASSIC PARK-Welt, an die wir uns gerne erinnern, zunichte. Auf der Meta-Ebene: Die Film-Welt von damals kann nicht mehr gesteigert werden, jeder Versuch, die Spielberg-Magie von einst zu toppen, kann nur zur Vernichtung dieser Magie führen.
Gesehen am 24. März im Cineplex Aachen (5,50 Euro pro Ticket an einem Sonntag! Da kriegt man zur gleichen Zeit in Köln gerade mal eine kleine Cola für!) am verregneten Bruder-Schwester-Tag
Opulent und toll ausgestattet, aber am Ende weder romantisch noch gegen den Strich gebürstet. Fügt sich also nahtlos in Kenneth Branaghs Werk ein, denn der ist ja auch nicht so romantisch und gegen den Strich gebürstet, wie er gerne wäre.
„I’m your Hairy Dogfather… Oh! I mean Fair Godmother.“