Noch zuverlässiger als Hase und Eier kommt zu Ostern die TV-Wiederholung des Bibel-Klassikers „Die Zehn Gebote“. Eine gute Gelegenheit, um sich einmal mit Ridley Scotts neuester Adaption des Moses-Stoffes auseinanderzusetzen – „Exodus – Götter und Könige“. Die hat nicht nur einen seltsamen Titel (warum ist von Göttern die Rede, wo es hier doch eindeutig um die spektakuläre Solo-Show eines monotheistischen Gottes geht), sondern lief skandalöserweise an Weihnachten im Kino.
Die einzig auffällige Gemeinsamkeit, die der Klassiker mit Charlton Heston und Scotts Umsetzung mit Christian Bale haben, ist die Bildgewalt. In beiden Filmen türmt sich das Rote Meer zu einer eindrucksvollen Wasserwand auf, die die technischen Möglichkeiten der jeweiligen Zeit ausreizt. Der Klassiker schillert in knackigem Technicolor, die Neuinterpretation ist zeitgemäß farbentsättigt. Der für Scotts Version fatale Unterschied ist aber, dass in den „Zehn Geboten“ die Erzählhaltung klar ist, in „Exodus“ aber nicht. Der Bildgewalt entsprechend erzählt Regisseur Cecil B. de Mille in „Die Zehn Gebote“ ein Bibelmärchen, das dem komplexen mythologischen Kern des Zweiten Buchs Mose zwar nicht gerecht wird, aber das eine stimmige Symphonie aus Pathos, Gottesfurcht und Historien-Schwelgerei schafft, von der man sich an einem Osternachmittag wunderbar einlullen lassen kann.
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